Norwegen diagonal - Dieter Wolf durchquert Norwegen zu Fuss
"Norge diagonal'15" vollendet
Dieter Wolf, 15. Juli 2015
Um 17 Uhr des 14. Juli 2015, am 109. Tag meiner langen Reise, taucht zwischen hohen Felshügeln vor mir die Silhouette des Leuchtturms von Lindesnes auf. Die Südspitze des norwegischen Festlandes erreiche ich nach 8stündiger Velofahrt durch das hügelige Sörlandet, habe nochmals 130km zurückgelegt und an diesem letzten Abenteuertag viele Schweisstropfen vergossen. Endlich habe ich den richtigen Sommer gefunden, Kirschen und Erdbeeren in den Gärten an meiner Route sind reif geworden, meine Arme und Beine ebenso sonnengebräunt wie mein Gesicht. Das Zauberwort „Norge pa langs“ (Norwegen der Länge nach) bewirkt, dass mir der junge Mann an der Kasse zum Leuchtturm das Eintrittsgeld erlässt. Und der Leuchtturmwärter, dem die steife Brise vom windgepeitschten Skagerrak her eben die Norwegerfahne vom Mast gerissen hat, hisst das blauweisse Kreuz auf rotem Grund „zu meinen Ehren* gleich nochmals. Als dann noch meine beiden Mitwanderer der letzten Woche, Ursi und Demian, mit einer grossen Davoser Nusstorte auftauchen, kommt richtige Feierstimmung auf. Die Zeltnacht auf dem nahe gelegenen Camping wird eher kurz...
Grosses Glücksgefühl
Welch ein Glück, das Ziel erreicht zuhaben – vor allem auch gesund und in bester Verfassung angekommen zu sein. Fast 4 Monate lang, bei allen Wettern und nach allen Anstrengungen, ohne Unfall und Krankheit durchgekommen zu sein, grenzt an ein Wunder. Die vielen Begegnungen mit Menschen an meinem Weg haben mich bereichert. Vor allem aber hat mich die weite, oft unberührte Natur mit ihrer einzigartigen nordischen Tier- und Pflanzenwelt tief erfüllt. Diesen Schatz an Erlebnissen und Erfahrungen trage ich nun nach Hause, von ihm zehre ich bis an mein Lebensende. Grosse Genugtuung bereitet mir auch die Tatsache, allen Herausforderungen unterwegs selbst im Rentenalter noch gewachsen gewesen zu sein. Schön, wenn die Kraft und vor allem die Ausdauer noch da sind, um so weite Distanzen aus eigener Kraft zurückzulegen. Insgesamt ergaben sich 1000km auf Ski, 2000km mit dem Velo und 400km zu Fuss. Doch Zahlen können niemals ausdrücken, wie weit und wie wild der Weg war, den ich Schritt für Schritt gegangen bin.
So hoffe ich, dass mein Bericht der einen oder dem andern Mut macht, selber aufzubrechen zu neuen, weiten Horizonten. Es ist nie zu spät.
Reaktionen auf meine Berichte freuen mich sehr.