Norwegen diagonal - Dieter Wolf durchquert Norwegen zu Fuss
Norwegens Mittelpunkt erreicht!
Dieter Wolf, 24. Mai 2015
Was die Alp Aelggi fuer die Schweiz ist, Ist der Skjaekerfjell 200km oestlich von Trondheim fuer die Norweger: Der geografische Mittelpunkt des Landes, der sich als Flæchenschwerpunkt genau berechnen laesst. Etwa in der Mitte meiner Norwegendurchquerung habe ich nun auch diesen Punkt erreicht, nach dem noerdlichsten (am Nordkap), dem laenderreichsten (Dreilaenderstein Norwegen/Finland/Schweden), und vor dem hoechsten (Gladhøppigen 2469m) und dem suedlichsten (Kap Lindesnes). Aber es war ein echtes Abenteuer, dorthin zu gelangen. Zwar fuehrt eine Waldstrasse bis 12km vor den Berg, dann aber gehts auf schmalem Holzplankenpfad ueber bodenlose Suempfe. Das ist an sich gut zu meistern, waere jetzt nicht noch viel Altschnee auf manchen Abschnitten – und das auf nur 500m Meereshoehe. So wurde meine Wanderung eher zu einer Wat- und Stampf-Tour, immerhin fuehrte sie mich ans Ziel und zurueck. Diese Erfahrung bestaetigte aber meinen vor Wochenfrist getroffenen Entscheid, bis auf weiteres mit dem Velo zu reisen – auf Strassen bis ueber 900m hinauf, doch passierbar wie der Fluelapass kurz nach der Oeffnung, mit Schneewaenden links und rechts.
Aprilwetter im Mai
In der sanften Bauernlandschaft oestlich von Trondheim habe ich die ersten , endlich etwas waermeren Fruehlingstage erleben duerfen. Dann fuehrte mich meine Reiseroute wieder in hoeher gelegene Gebiete nahe der schwedischen Grenze, zum Sylan-Gebirge. Da hatte ich dann zwei Tage lang auf meinen rund 4stuendigen Velo-Etappen mit widerlichsten Bedingungen zu kaempfen: Veritabler Schneesturm wechselte mit kurzen sonnigen Abschnitten, dann wieder Kampf gegen die Elemente… Nur den Rentieren scheint solches Wetter nichts auszumachen: Immer wieder queren sie meinen Weg, suchen sich saftige Weideplaetze, beachten mich einsamen Radler kaum.
Røros – UNESCO-Weltkulturerbe
Neben nur 6 anderen Welterbe-Staetten in Norwegen ist die ehemalige Kupferminenstadt Røros wohl die bekannteste. Nicht nur ist die urspruengliche Siedlung aus dem 17. Jahrhundert, mit ihren grasgedeckten Holzhaeusern, wunderbar erhalten, sondern die bis 1977 andauernde Grubentaetigkeit ist im weitlaeufigen Gelaende ueberall sichtbar und im grosszuegigen Museum bestens dokumentiert. Da die bis zu 5000 Grubenarbeiter damals kaum von aussen versorgt werden konnten, mussten sie nebst ihrer Arbeit im Kupferbergwerk sich als Bauern betaetigen. Diese kleinen Hoefe weitherum sind auch heute noch in Betrieb, und nicht wenige der heutigen Landwirte bieten «Ferien auf dem Bauernhof» an – a la Norvegienne. Auch ich geniesse gerade diese laendliche Gastfreundschaft und Atmosphaere – rundum muht, quakt, grunzt und meckert, bellt und miaut es, dass es eine Freude ist.